Auszug aus dem Buch von Adam Riese
Rechenbuch /auff Linien und Ziphren/ in allerley Handthierung Geschäfften unnd Kauffmannschaft.


Rieses Rechentafel ist 
	- ähnlich dem Stschoty und im Gegensatz zum römischen Abakus - in Zeilen aufgebaut. Der Stellenwert 
	jeder Zeile steigt von unten nach oben jeweils um den Faktor 10. Ähnlich dem römischen Zahlensystem werden 
	Rechenmünzen eingespart, indem Münzen in den Zwischenräumen der fünffache 
	Wert der Münzen auf der darunterliegenden Linie zugewiesen wird. 
Um 
	zwei Zahlen zu addieren, legt man zuerst die eine, dann die andere Zahl auf 
	das Brett. anschließend wird bereinigt. Fünf Münzen auf einer Linie werden 
	dabei gegen eine Münze im darüber liegenden Zwischenraum getauscht, zwei 
	Münzen im gleichen Zwischenraum durch eine Münze auf der nächsthöheren 
	Linie. Danach kann das Ergebnis abgelesen werden.


Statt in Euro und Cent rechnete man zu Adam Rieses Zeiten unter anderem mit Gulden (fl), Groschen (gr) und Pfennigen oder Hellern (dl). Hierfür benötigte das Rechenbrett drei Spalten, in denen auch von rechts nach links bereinigt wurde: 12 Heller wurden hier gegen einen Groschen, 21 Groschen gegen einen Gulden getauscht.


Auf dieser Doppelseite 
	ist ein Subraktionsvorgang abgebildet. In der rechten Spalte der Abbildung 
	sollen von 7 
	Hellern ("Schuldt") 9 Heller ("Daran bezahlt") subtrahiert werden. Das geht 
	nicht. Deshalb 
	muss zunächst aus der mittleren Spalte ein Groschen weggenommen werden und 
	der rechten Spalte dafür 12 Heller 
	hinzugefügt werden. Zusammen mit den vorhandenen 7 Hellern ergeben sich 19 
	Heller. Von diesen werden die 9 Heller Schulden weggenommen. Zehn Heller 
	bleiben übrig ("Rest noch"). 
Von den 8 abgebildeten Groschen ("Schuldt") 
	sind nur noch 7 vorhanden. Davon sollen 16 Groschen ("Daran bezahlt" abgezogen werden. Dies geht nur, wenn man einen 
	Gulden der linken 
	Spalte in 21 Groschen umtauscht. 7+21 = 28; 28 - 16 = 12 Groschen ("Rest 
	noch"). In der linken Spalte sind schließlich von den noch vorhandenen 395 Gulden 
	("Schuldt") 279 
	Gulden ("Daran bezahlt") abzuziehen. Das ergibt 116 Gulden ("Rest noch").


Um eine gelegte Zahl zu 
	verdoppeln ("Duplirn") werden beginnend von oben Münzen aus den 
	Zwischenräumen auf die nächst höhere Linie gezogen: So wird z.B. aus einer 
	Mpnze mit dem Wert 500 eine Münze mit dem Wert 1000. Münzen, die auf Linien 
	liegen werden verdoppelt. Wo auf einer Linie drei Münzen lagen, liegen 
	danach 6. Die aber sind zu bereinigen: 5 davon sind wegzunehmen und 
	stattdessen eine Münze in den darüber befindlichen Zwischenraum zu schieben.
	
Halbiert ("Medirn") wird von unten nach oben, dabei wird immer eine 
	Linie zusammen mit dem darüber liegenden Zwischnraum betrachtet. Liegen auf 
	der untersten Linie drei Einer und darüber ein Fünfer, so ersetzt man sie 
	durch vier Einer. Liegen nur zwei Einer und ein Fünfer dort, so halbiert man 
	6 zu drei Einern auf die Linie und schiebt den siebten nicht teilbaren Einer 
	in den Zwischenraum unter die Linie. 


Multiplizieren erfolgt 
	analog zum Verdoppeln. Dazu muss man nun das kleine Einmaleins kennen. Will 
	man zum Beispiel 6 (ein Fünfer und ein Einer) vervierfachen, so nimmt man 
	die beiden Münzen weg und ersetzt sie durch zwei Zehner und vier Einer. 
	Íst der zweite Faktor mehrstellig (z.B. bei 6 mal 24), so führt man zunächst 
	die Multiplikation mit 4 aus, man nimmt die 6 weg und legt 24 dafür, danach 
	multipliziert man die 6 im Kopf mit 20, d.h. man verdoppelt sie zu 12 und 
	legt diese 12 aber stellenverschonen als 1 Hunderter und 2 Zehner ab.  


Division erfolgt nach einem ähnlichen Verfahren, wie man schriftlich rechnet: Wenn eine Zahl, die 6 Tausender enthält, durch 3 geteilt werden soll, so nimmt man die 6 weg und legt 2 dafür hin. Wenn man anschließend die 7 Hunderter durch 3 teilt, bleibt 1 Hunderter als nicht teilbar übrig. Dieser wird in Gestalt von 2 Fünfzigern in die nächsten Stelle heruntergezogen und dort berücksichtigt.

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