Rechne mit Muskelkraft und schone die Nerven!
|
|
In den 1960er Jahren packte mein Mathematiklehrer eines Tages eine winzige Rechenmaschine aus und rechnete darauf einige Beispielaufgaben vor. Das empfindliche Stück hatte ihn ein halbes Monatsgehalt gekostet, und so ließ er natürlich nicht jeden an das kostbare Teil heran. Schade! Im Gegensatz zur Arbeit mit Rechenschieber und Logarithmentafel schien Rechnen mit einem solchen Gerät richtig Spaß zu machen. Erst 20 Jahre später sah ich bei einem Museumsbesuch diese zierlichste aller mechanischen Rechenmaschinen wieder: die Curta. Mittlerweile besaß ich einen programmierbaren Taschenrechner und hatte seit Jahren keine Logarithmentafel mehr in der Hand gehabt. Auch die Curta war als Rechenhilfsmittel längst überholt, aber sie faszinierte mich noch genau wie damals. Leider aber durfte ich sie wieder nicht anfassen. Das ärgerte mich, denn ich habe nach Aussagen meiner Mutter schon als Kleinkind "jedem Teddybär in den Bauch geguckt, um zu sehen, warum er brummt". Auf ein Posting in einer Usenet-Gruppe (das Web gab es noch nicht) vermittelte mir ein Amerikaner den Kontakt zu einem Sammler in Deutschland, und dieser verkaufte mir eine Curta. Sensationell! Um diese Zeit waren die mechanischen Rechner in den Büros bereits entsorgt. Ich jedoch fing an, systematisch nach typischen Exemplaren für verschiedene Funktionsweisen von Rechenhelfern zu suchen. Im Mittelpunkt stehen Geräte, die ohne Motor und Elektronikelektronische Logik auskommen: Maschinen, einfache Geräte, Skalen, Diagramme und Tabellen. So bekamen auch mein Schulrechenstab und meine Logarithmentafel wieder einen ehrenvollen Platz. Das Gefühl, ein Meisterwerk der Mechanik in Gang zu setzen, die Befriedigung, die Idee eines Konstrukteurs nachzubegreifen, können Bilder kaum vermitteln. Ich hoffe aber, dass das Betrachten meiner Sammlung und das Spiel mit einigen Animationen ein Stück dieser Welt der verstehbaren Rechenwerkzeuge lebendig werden lässt. Viel Spaß beim Stöbern!
|