Kurbelrechner mit Zahnsegmenten: Der Produx Multator

Der Produx Multator (298 DM) kam aus dem Hause Otto Meuter, dem Hersteller der Produx-Additionsschieber. Konzipiert war die Maschine als preiswerte Multiplikationshilfe für Kunden, die sich keine echte Vierspeziesmaschine leisten konnten. Der Mechanismus arbeitet mit Zahnsegmenten aus gestanzten Blechteilen, was gegenüber gefrästen Messing-Sprossenrädern Herstellungskosten sparte. Gespart wurde auch am Lack und an den poppigen Kunststoffteilen, Tastenkappen und Kommaschiebern, die bei vielen Maschinen heute nicht mehr vollständig erhalten sind.

Der Zahnsegment-Mechanismus ermöglicht ein einfaches Multiplizieren in einem einzigen langen Zählwerk, das als kombiniertes Umdrehungs- und Resultatwerk fungiert. Stellt man den kleinen Hebel ganz links von 0 auf x um, so zählt er in den linken fünf Stellen des Anzeigewerks die Umdrehungen der Kurbel. Einen Übertrag im Umdrehungszählwerk gibt es dabei nicht.

Mit den Zungen des Einstellwerks werden die Zahnsegmente voreingestellt. Am Anfang der Kurbeldrehung wird der Wagen mit dem Resultatwerk in diese Zahnsegmente hineingeschoben und dann die Segmente an den Zahnrädern abgerollt. Kommt in einer Stelle ein Übertrag zustande, so schiebt das Zahnrad der kleineren Stelle das Zahnsegment der nächst höheren Stelle vorübergehend eine Position höher. Da dieser Mechanismus nur in einer Richtung funktioniert, konnte man mit der ersten Version des Multators nur addieren und - über mehrfache Kurbeldrehung und Stellenverschiebung - multiplizieren.

Addition 7531 + 891

Multiplikation 3916 * 531

Oben abgebildet ist der Produx Multator II, der gegenüber der ersten Version einige Verbesserungen aufweist. Er hat neben den Einstellschiebern kleine Fenster, in denen man das Einstellwerk bequem ablesen kann und er ist mit Hammerschlaglack verfeinert. Ansonsten besitzt er lediglich einen Hebel mehr, den Plusminuswähler (rechts neben den Einstellschiebern). Dieser soll Subtraktion und Division ermöglichen. Er kehrt jedoch nicht den Drehsinn der Kurbel um, wie man vermuten könnte, sondern dient lediglich dazu, die Einstellung der Einerstelle um 1 zu erhöhen. Da sich auch bei diesem Modell die Kurbel nur im Uhrzeigersinn bewegt, muss man zum Subtrahieren das Neunerkomplement des Subtrahenden addieren, was durch kleine Zusatzskalen erleichtert wird.

Subtraktion 500 - 345

Tatsächlich gerechnet wurde 500+(999-345). Das Ergebnis dieser Rechnung wäre eigentlich 1154. Der Plusminuswähler hat aber die Addition von 1 zum Ergebnis bewirkt. Mathematisch gesprochen ist aus dem Neunerkomplement das Zehnerkomplement geworden. Die Wirkung des Hebels setzt in der Einerstelle den gleichen Mechanismus in Gang, der in höheren Stellen den Übertrag aus der darunter liegenden Stelle einfügt.Die Anzeige 1155 ist also das Resultat von 500+(999-345)+1 oder anders ausgedrückt 500+(1000-345). Aus diesem Resultat muss der Benutzer noch die 1000 entfernen. Er ignoriert einfach die führende 1 und liest das Ergebnis 155 ab.

Alternativ gilt folgende Subtraktionsmethode: Beim Einstellen des Subtrahenden 345 stellt man alle übrigen Stellen auf 0. Die großen Ziffern zeigen also 9999999654. Wenn man nun den Plusminuswähler auf -/: stellt und die Kurbel dreht, verschiebt sich die Überlauf-Eins ganz nach links an die Einerstelle der gelben Ziffern im Umdrehungszählwerk. 

Ganzzahlige Division mit Rest 7687 : 17

Die Division wird durch fortgesetzte Subtraktion ausgeführt und erfolgt ähnlich wie beim Comptometer beschrieben. Das Verfahren ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht viel langsamer als auf Sprossenradmaschinen. Allerdings ist es auf weniger Stellen beschränkt, und die Korrekturmöglichkeiten sind umständlicher.

Division mit Komma 345 : 7

Maximal fünf Stellen Kapazität bei Division kann man nur ausschöpfen, wenn man auf den Komfort des Plusminuswählers verzichtet. Entweder man stellt den Divisor dazu auf den kleinen Ziffern ein und verschiebt die Einerstelle anschließend manuell um 1 nach oben. Oder man rechnet gleich das Zehnerkomplement des Divisors aus und stellt dies dann auf den großen Ziffern ein.

Parallel zum Multator II wurde die vereinfachte Ausführung axbxc (ca. 198 DM) vertrieben. Später gab es auch eine verbesserte Version, den Multator-4. Zur Subtraktion und Division kann man bei diesem Modell den Schlitten hochkippen und damit die Drehrichtung im Resultatwerk umkehren. So braucht man keine Komplementärzahlen mehr.

 

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